Faktencheck: 6 Mythen über Elektroautos

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Es vergeht kein Tag, an dem man keine falschen Aussagen über Elektroautos liest. Von Batterien die angeblich nach 2 Jahren kaputt sein sollen bis hin zu massenweisen Stromausfällen die passieren werden, wenn mehr Leute so ein böses E-Auto kaufen würden. 6 dieser Mythen schauen wir uns heute an.

Zumeist, das kann ich schon einmal vorwegnehmen, sind die Aussagen haltlos und stammen von Menschen, die selbst noch nie ein Elektroauto besessen haben. Daher nun mein Faktencheck.

Das Tanken dauert ewig und ist unbequem

Man fährt zu einer Tankstelle, hantiert dort mit brennbaren sowie giftigen Flüssigkeiten und muss damit rechnen, dass sich der Preis für den Treibstoff täglich ändert. So zumindest beim Verbrenner. Das ist unbequem. Beim E-Auto hingegen steckt man das Kabel zu Hause in die Steckdose oder fährt zur nächsten Ladesäule. Ganz ohne gefährliche Dämpfe.

Zwar dauert das Laden länger als der Tankvorgang beim Verbrenner, dafür kann man aber auch häufig gratis während des Einkaufs tanken, oder bequem über Nacht. Immer mehr Parkhäuser, Hotels und Geschäfte bieten Lademöglichkeiten an. Ärgerlich ist jedoch, dass defekte Ladesäulen oft erst vor Ort erkennbar sind und Öffnungszeiten teils nicht korrekt sind.

Der Verbrauch ist höher als angegeben

Ja, das stimmt. Leider trifft das allerdings nach wie vor auf so gut wie alle Fahrzeuge zu, egal ob Verbrenner oder Elektro. Durch die Berechnung mit dem neueren WLTP-Standard wurden die Angaben der Hersteller zwar etwas realistischer, doch das Problem besteht weiterhin. Dies ist jedoch kein spezifischer Nachteil der E-Autos.

Ein Energiefresser ist die Heizung, auch die Klimaanlage benötigt viel Strom. Beide lassen die Reichweite stark sinken und sollten mit Bedacht eingesetzt werden.

Elektroautos sind Umweltkiller

Das Lieblingsargument (fast) aller E-Auto Hasser… Nüchtern betrachtet sind diese Fahrzeuge, was das verwendete Material angeht, nicht viel anders als Verbrenner. Mit Ausnahme der Batterie. Und ja, hier ist Kritik durchaus angebracht. Die Herstellung belastet die Umwelt, frisst Ressourcen und ist alles andere als ökologisch. Und doch sind E-Autos die bessere Alternative!

Benzin und Diesel wachsen nicht am nächsten Strauch. Die Gewinnung von Rohöl, die Verarbeitung in der Raffinerie und der Transport des Treibstoffes birgt gewaltige Umweltgefahren. Was passiert wenn eine Ölbohrinsel explodiert oder eine Pipeline undicht wird, wissen wir leider nur zu gut. Die Umweltschäden sind enorm!
Außerdem wird der Treibstoff über viele Kilometer transportiert, bis er schlussendlich im Tank der Fahrzeuge landet. Öltanker sind mit die schlimmsten Luftverpester die es auf der Erde gibt! Dazu kommen dann noch die Abgase bei der Verbrennung im Fahrzeug.

Auch lässt sich verbrauchter Treibstoff nicht zurückgewinnen. E-Autos können beim rollen und bergab fahren Energie zurückgewinnen. Etwa 16% Energie konnten wir damals bei unserem Nissan E-NV auf unserer Standardstrecke zurückholen.

Aber nicht nur Benzin und Diesel sind ein Umweltproblem. Alleine was an Betriebsflüssigkeiten verbraucht wird, ist enorm. Das Altöl, die verbrauchten Filter und erst recht das Öl, das durch undichte Systeme einfach auf der Straße verloren geht und bei Regen im nächsten Kanal landet, nichts davon spricht für Verbrenner. Getriebe- und Motoröl? Das alles gibt es im Elektroauto nicht!

Elektroautos brenne bei Unfällen leichter

Ein Mythos der so bekannt wie falsch ist. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass E-Autos häufiger brennen als andere Fahrzeuge. Weder im Normalbetrieb noch bei Unfällen. Es gibt aber eine einfache Erklärung, warum das viele Menschen denken.

Mich erreichen – berufsbedingt, als Pressefotograf und Objektbetreuer – so gut wie täglich Meldungen über Fahrzeugbrände. Manchmal sogar mehrere an einem Tag, vor allen in den Sommermonaten. In den allermeisten Fällen geht es jedoch um Verbrenner!
Doch die großen Medien filtern Nachrichten konsequent, man möchte die größtmögliche Aufmerksamkeit. Eine Schlagzeile wie “Auto brennt“ wäre kaum interessant. Aber “Schon wieder brennt ein Elektroauto“ erzeugt gezielt Emotionen und Reaktionen.

Korrekt ist jedoch, dass Brände von E-Autos problematischer sind, da sie sich nur schwer löschen lassen. Das habe ich bereits in einem anderen Beitrag ausführlich erwähnt.

Die Batterien sind nach 3-5 Jahren kaputt

Für ältere Generationen von Handys und anderer Geräte mag das gelten, bei E-Autos der bekannten Hersteller aber sicher nicht. Die tatsächliche Lebenszeit der Batterie ist von vielen Faktoren abhängig. So z.B. vom Ladeverhalten, andauerndes Schnellladen mögen Batterien z.B. generell nicht so gerne.

Unser Nissan E-NV zeigte, nach 3 Jahren und fast 30.000 Kilometern, nur minimale Einbußen bei der Reichweite. Zu etwa 1/3 wurde er am Schnelllader aufgeladen, ansonsten über die Haushaltssteckdose. Auch konnten wir 2 Nissan Leaf testen. Einer 4 Monate alt, der andere etwa 3 Jahre. Beide Fahrzeuge fuhren wir als Leihfahrzeuge, beide hatten die gleiche Ausstattung und Batteriekapazität. Die Abweichung in der Reichweite war unter normalen Fahrbedingungen etwa 5%.

Des weiteren ist die Batterie fast immer so aufgebaut, dass sich einzelne Zellen austauschen lassen. Es muss also nicht zwangsläufig alles entsorgt werden, nur die defekten Komponenten werden ersetzt.

Das Stromnetz wird zusammenbrechen

Sobald viele Menschen ein Elektroauto besitzen, bricht unser Stromnetz komplett zusammen. So wird es zumindest häufig behauptet. Zum Glück ist diese Sorge unbegründet!

Oberflächlich betrachtet, scheint das Argument sogar schlüssig. Immerhin gibt es immer mehr Elektroautos und der Stromverbrauch steigt entsprechend. Andererseits lädt nicht jeder am Schnelllader und zur gleichen Zeit. Während einige an der Ladesäule möglichst schnell laden wollen, hängen andere ihr Auto über Nacht an die Steckdose. Somit teilt sich der Stromverbrauch entsprechend auf.

Selbst wenn es anders wäre, besteht kaum Grund zur Sorge. Kaum wird es im Sommer warm, schalten tausende Menschen ihre Klimaanlagen und sonstigen Kühlgeräte ein. Auch das hat unser Energiesystem noch jedes Jahr verkraftet. Über kurz oder lang wird man sich trotzdem Gedanken machen müssen, der Strom muss ja auch erst einmal produziert werden.
Langfristig sind meiner Meinung nach Photovoltaikanlagen mit großen Energiespeichern die beste Lösung.