Autonome Fahrzeuge wird es so schnell nicht geben

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In Science-Fiction Filmen spielen selbstfahrende Autos schon lange eine große Rolle. Man fährt bequem von A nach B, ein Führerschein ist nicht notwendig, Staus gehören der Vergangenheit an. In der Realität sind wir davon allerdings noch weit entfernt!

Autonome Fahrzeuge sind ein bisschen wie Akkus die wochenlang halten und binnen Minuten geladen werden können. Mehr oder weniger regelmäßig hört man von revolutionären Durchbrüchen der Wissenschaft, doch zu kaufen gibt es sie nie.

Bis wir technisch wirklich soweit sind, dass Autos von alleine fahren können, nicht nur ein paar Kilometer auf der Autobahn, werden noch viele Jahre vergehen. Dabei wurden erste seriennahe Fahrzeuge bereits 2015 vorgestellt.
7 Jahre später hat sich einiges getan, ein autonomes Fahrzeug ist jedoch noch nicht erhältlich.

Versprochen wird es uns schon lange, doch was bisher auf dem Markt erhältlich ist, hat mit einem tatsächlich autonom fahrenden Auto nicht viel gemeinsam. Selbst Teslas vielgepriesener „Autopilot“ ist eher gefährlich als nützlich. Zwar wird der Assistent Autopilot genannt, der Fahrer muss jedoch jederzeit aufmerksam bleiben und eingreifen können. Es kam bereits zu vielen schweren Unfällen, weil Fahrer das nicht beachtet haben.

5 Level – 1 Problem

Der Grad der Automatisierung wird in 6 Stufen bzw. Level angegeben.

  • Level 0: Der Fahrer macht alles selbst
  • Level 1: Einzelne Systeme unterstützen den Fahrer
  • Level 2: Teilautomatisierung. (z.B. Spurhaltung oder autom. Einparken)
  • Level 3: Der Fahrer muss nicht andauernd überwachen. Spurwechsel, Blinken usw. funktionieren automatisch. Der Fahrer greift nur nach Aufforderung ein.
  • Level 4: Das System erledigt alles selbst und dauerhaft. Der Fahrer muss nur sehr selten und nach Aufforderung eingreifen.
  • Level 5: Der Fahrer legt nur noch das Ziel fest.

Level 1 bis 5 teilen sich ein Problem. Das Fahrzeug muss über Unmengen an Daten verfügen, diese in Echtzeit erhalten und auch noch verarbeiten können. Mit jedem Level sind mehr Daten erforderlich und ein Fehler hat gröbere Auswirkungen.

Ein bisschen automatisch

Assistenzsysteme gehören seit einigen Jahren zur üblichen Ausstattung von Neufahrzeugen. Notbremsassistent sowie Spur- und Totwinkelwarner sind tolle Hilfen, die das Auto fahren sicherer machen. Die Systeme sind ausgereift und funktionieren zumeist tadellos. Lediglich bei sehr schlechtem Wetter fallen sie auch schon mal aus.

Manchmal sehen sie aber auch Dinge die gar nicht da sind…

Ab Level 2 wird es für die Computersysteme schon deutlich schwieriger. Spurhaltesysteme sind z.B. auf eine gut sichtbare und korrekte Straßenmarkierung angewiesen. Doch selbst dann verweigert das System in unserem Nissan Juke ab und an den Dienst. Meistens dauert es nur ein paar Sekunden bis der Computer das System wieder reaktiviert, doch in dieser Zeit funktioniert die automatische Lenkung nicht. Das ist kein größeres Problem, da man sowieso immer eine Hand am Lenkrad haben muss, ansonsten fängt das System schnell zu meckern an.

Doch schon bei Level 3, dem aktuellen Stand der Technik, steigt die Unfallgefahr bei einem Systemausfall oder Fehler massiv. Auf der Autobahn oder Schnellstraße ist die Gefahr überschaubar, aber auch nur dort!

Autonomes Fahren

Wer von autonomen Fahrzeugen spricht meint zumeist, dass Fahrzeug nicht mehr selbst steuern und auch im Notfall nicht mehr eingreifen zu müssen. Das wäre Level 5 oder wenn man so will, zumindest Level 4 der Automatisierung.

Davon sind wir noch Jahre entfernt. Das liegt einerseits an der Technik, aber auch an der aktuellen Rechtslage. Wer haftet wann in welchem Umfang? Das größere Problem ist hier wohl die Technik, rechtliche Fragen sollten sich klären lassen.

Was auf reinen Autostraßen noch vergleichsweise einfach machbar ist, wird im Ortsgebiet zur schwierigen Aufgabe. Ampeln, Radfahrer, Engstellen und vieles mehr gilt es zu meistern. Alle Eventualitäten müssen einkalkuliert werden. Fehler könnten Menschenleben kosten!

Eine Leuchtreklame darf nicht mit einer Ampel verwechselt werden, der Fußgänger der plötzlich auf die Fahrbahn tritt sollte besser auch nicht überfahren werden. Einsatzfahrzeuge dürfen nicht behindert werden und da gibt es noch hunderte andere Dinge…

Wie sorgt man für ausreichend Sicherheit bei schlechtem Wetter? Können die Fahrzeuge dann überhaupt fahren? Das wird vor allem zum Thema wenn man von Level 5 spricht, denn da soll es dann weder Lenkrad noch Pedale geben. Mal eben selbst die Steuerung übernehmen ist somit nicht mehr möglich.

Zum heutigen Tag sind Fahrzeuge mit Level 3 Autonomie z.B. in Deutschland erlaubt. In Österreich dürfen Autos gerade einmal selber einparken. Doch wie wir uns selbst bei einem hochpreisigen Leihwagen überzeugen durften, funktioniert auch das nicht immer fehlerfrei. Das Fahrzeug hat eine 30 x 30 cm große und 3 Meter hohe Betonsäule übersehen… Bei 5 Versuchen wurde die Konstruktion nur 3 Mal erkannt.

Fehlerquelle Mensch

Selbst wenn man davon ausgehen würde, dass autonome Fahrzeuge praktisch fehlerfrei arbeiten, es gäbe noch viele andere Probleme.

Über viele Jahre wären noch traditionelle Fahrzeuge mit menschlichen Fahrern auf den Straßen unterwegs. Deren Fehler müsste ein autonomes Fahrzeug ebenso ausgleichen wie Wettereinflüsse und eventuelle technische Gebrechen.
Fußgänger und Radfahrer wird es immer geben. Schon heute ist das Verkehrsaufkommen so dicht, dass es laufend zu gefährlichen Situationen kommt.

Es bleibt auch abzuwarten ob Autofahrer bereit sind die Kontrolle komplett abzugeben. Fahrassistenzsysteme werden gerne genutzt, ohne ABS und ESP will heute niemand mehr fahren. Aber zu wissen, dass man im Notfall selbst machtlos ist, ist eine ganz andere Sache.

Natürlich wird es dann noch Sonderfälle geben, wo automatisierte Fahrzeuge generell an ihre Grenzen stoßen. Wir denken da an den Offroad-Bereich, Einsatzfahrzeuge und ähnliches. Man stelle sich nur eine Verfolgungsfahrt vor, bei der das Polizeifahrzeug dem Flüchtenden unter Einhaltung aller Verkehrsregeln nachfährt. Oder aber diese nicht beachtet und damit Menschen gefährdet.

Die Zukunft bleibt spannend

Die Technik macht große Fortschritte. Assistenzsysteme die vor wenigen Jahren, wenn überhaupt, nur für viel Geld in Luxusfahrzeugen erhältlich waren, sind mittlerweile in der Mittelklasse serienmäßig verbaut.

Unser kleiner Nissan Juke, Baujahr 2020, verfügt z.B. über eine 360° Kamera, Totwinkelwarner, Spurwarner, Spurhalteassistent sowie Verkehrszeichenerkennung und hält automatisch Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug. Auch ein Notbremsassistent ist an Bord. Beim rückwärts ausparken unterstützt uns der Querverkehr-Warner.

Das Auto fahren werden wir dennoch noch einige Jahre selber müssen.