Faktencheck: Santander Cash Card

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Eine Karte mit der man um bis zu 2.000 Euro einkaufen und Geld beheben kann, aber immer nur 5% des offenen Betrags in monatlichen Raten zurückzahlen muss. Klingt gut? Finde ich auch!

Die Santander Consumer Bank wirbt mit tollen Worten. “Mehr finanzieller Spielraum ohne Kontowechsel“ oder “Die kleine Karte für große Wünsche“ ist da zu lesen. Außerdem soll man “2% Rabatt bei allen österreichischen Tankstellen“ erhalten.
Aus Erfahrung weiß ich aber: Was gut klingt, muss nicht unbedingt gut sein. Also habe ich mir dieses Angebot genauer angesehen.

Eigentlich ein Kredit

Was wie eine Bankomatkarte daherkommt, ist tatsächlich ein wiederholt ausnutzbarer Kredit. Man unterschreibt daher auch einen Kreditvertrag, dass sollte einem bewusst sein. Der Vertrag umfasst übrigens, inkl. rechtlich vorgeschriebener Informationen, 23 Seiten!
Ich habe beruflich des öfteren mit Verträgen zu tun, darum weiß ich, worauf ich schauen muss. Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen, die meisten werden wohl eher blind unterschreiben oder den Aussagen des Bankberaters vertrauen.

Der Kreditrahmen beträgt 2.000 Euro. Bezahlt oder Geld abgehoben wird per PIN-Code, das funktioniert bei allen Geschäften mit Bankomatkassen, sowie bei allen Bankomaten.
Man bezahlt monatlich 5 Prozent des offenen Abrechnungsbetrags. Hat man Beispielsweise einen offenen Betrag von 1.000 Euro, werden 50 Euro abgebucht. Mindestens jedoch 20 Euro, es sei denn es ist weniger als 20 Euro offen.

Werbung und Realität

Von Zinsen und Gebühren liest man in der Werbung natürlich nichts. Dabei ist gerade das der wichtige Teil für Kunden. Darum habe ich mir diesen Teil besonders gut angesehen. Keine Jahresgebühr, keine Kartengebühr, keine Gebühr bei Bezahlung an der Kasse. Da stellt man sich natürlich die Frage: Wie verdient die Bank damit Geld?

Laut Vertrag entstehen Gesamtkosten in der Höhe von 50,58 Euro. Für die Bezahlung bei der Bankomatkasse entstehen keine Kosten. Wer jedoch Geld behebt muss für jede Behebung 2,50 Euro einkalkulieren. Wer also mal eben 10 Euro abheben möchte, bezahlt 25% Gebühren. Es empfiehlt sich also, auf Abhebungen eher zu verzichten!

Für den jeweils offenen Betrag fallen Zinsen an. Der effektive Jahreszinssatz beträgt heftige 10,51 Prozent! Nur in den ersten 3 Monaten ist der Zinssatz auf 4,98 Prozent reduziert. Genau hier lauert eine kleine Falle derer man sich bewusst sein muss!
Angenommen man hat, wie oben schon als Beispiel genommen, um 1.000 Euro eingekauft, wird nur ein Betrag von 50 Euro vom Konto abgebucht. Für die noch offenen 950 Euro entstehen nun also täglich Kosten durch Zinsen!

Wie sieht es eigentlich mit dem versprochenen Rabatt bei allen österreichischen Tankstellen aus?
Schaut man sich die Bedingungen genauer an, wird es nahezu lächerlich! Zwar bekommt man die 2 Prozent sowohl beim Tanken als auch beim Einkauf in der Tankstelle, aber die Sache hat einen Haken. Der maximale Gutschriftbetrag ist auf 40 Euro pro Jahr begrenzt!

Meine Empfehlung

Grundsätzlich ist die Santander Cash Card keine schlechte Sache, sofern man sich der Kosten bewusst ist. Vor allem über die anfallenden Zinsen muss man sich im klaren sein.

Ich empfehle daher, die Karte nicht zur Bargeldbehebung einzusetzen. Auch für den tägliche Gebrauch würde ich sie eher nicht empfehlen. Aber als “Notgeld“ wenn am Ende vom Geld mal wieder zu viel Monat übrig ist und ein dringender Einkauf ansteht, oder wenn eine ungeplante Anschaffung getätigt werden muss, kann die Cash Card durchaus nützlich sein.

Update – 13.06.2021

Für die Santander Consumer Bank scheint die Cash Card ein lukratives Geschäft zu sein. Zumindest lässt sich nur so erklären, dass Kunden die Karte nahezu aufgedrängt wird.

So bekam eine mir persönlich bekannte Kundin der Bank, bei einem Filialbesuch, die Cash Card direkt angeboten. Sie könne es sich ja in Ruhe überlegen und falls sie die Karte doch nicht möchte, müsse sie nichts weiter unternehmen. Nach 6 Monaten würde die Karte automatisch deaktiviert werden.

Die Frau entschied sich, die Karte nicht zu nutzen. Schon kurze Zeit später bekam sie die erste Email mit der Erinnerung, die Karte doch bald einzusetzen, da sie ansonsten verfallen würde.
Wenig später bekam sie die Erinnerung auch auf dem Postweg. Und etwa ein Monat danach, ein weiteres Email. In dieser Email wurde ihr tatsächlich sogar ein “Snack-Pack“ versprochen, wenn sie die Karte bis zum 30. Juni 2021 zum ersten Mal nutzen würde.

So richtig seriös wirkt es nicht, wenn eine Bank ständig Werbenachrichten verschickt, damit man endlich Geld ausgibt. Wird noch dazu mit Snacks geworben, macht es das nicht besser.