Es gibt Themen, über die wird immer und immer wieder diskutiert. Trotzdem kommt man zu keiner für alle Betroffenen akzeptablen Lösung. Das Tempolimit auf Österreichs Straßen ist ein solches Thema. 130 km/h auf Autobahnen und 100 km/h auf Freilandstraßen ist den einen zu schnell, den anderen zu langsam.
Weitgehende Einigkeit herrscht bei Tempo 50 im Ortsgebiet. Eine höhere Geschwindigkeit wäre insbesondere in Städten zu gefährlich, schließlich teilt man sich die Verkehrswege unter anderem mit Fußgängern und Radfahrern.
Doch außerorts könnte man ruhig ein bisschen mehr Gas geben. Viele Straßen sind gut genug ausgebaut um schneller als die aktuell erlaubten 100 km/h fahren zu können. Vielleicht wäre es aber viel sinnvoller die Tempolimits zu senken um den Schadstoffausstoß und das Unfallrisiko zu verringern. Oder man erspart sich die ganze Diskussion und lässt alles beim alten. Gute Argumente gibt es für alle drei Varianten.

Das spricht für ein höheres Tempolimit
Als die aktuell gültigen Tempolimits eingeführt wurden, war an viele heute bereits serienmäßig verbaute Assistenzsysteme noch nicht einmal zu denken. Autofahren ist in den letzten 20 Jahren tatsächlich viel sicherer geworden.
Totwinkel-Assistenten helfen beim Spurwechsel, Licht und Scheibenwischer schalten sich automatisch ein und im Notfall steht der Notbremsassistent bereit um bei plötzlichen Hindernissen auf der Straße einzugreifen. Gleichzeitig hat sich auch die Qualität der Fahrzeuge im generellen verbessert. Das sieht man z.B. bei Bremsen, Scheinwerfern und Stoßdämpfern.
Im allgemeinen sind unsere Straßen auch in einem guten Zustand, dass haben wir auch den von uns so gehassten vielen Baustellen zu verdanken. So betrachtet könnte das Tempolimit also tatsächlich etwas angehoben werden. 140 km/h auf Autobahnen war ja bereits vor einiger Zeit im Gespräch, es blieb jedoch bei einem Versuch. Manche fordern sogar auf Autobahnen 160 km/h fahren zu dürfen. Auf Freilandstraßen sollen es 120 km/h sein.
Es spricht allerdings auch einiges gegen eine höhere Geschwindigkeit auf Österreichs Straßen.
Das spricht gegen ein höheres Tempolimit
Auch wenn moderne Fahrzeuge immer besser ausgestattet sind sollte man bedenken, dass auf unseren Straßen auch sehr viele ältere Fahrzeuge unterwegs sind.
Diesen Wägen fehlen nicht nur die oben bereits genannten Assistenzsysteme, sie weißen zumeist auch schon einen entsprechenden Verschleiß auf. Ein längerer Bremsweg, schlechtere Bodenhaftung usw. können die Folge sein.
Auch darf man nicht vergessen, dass auf den Straßen Verkehrsteilnehmer unterschiedlichen Alters aufeinander treffen! Ein 70-Jähriger hat nun einmal nicht mehr die Reflexe eines 20-Jährigen, ein 20-Jähriger hat nicht die Fahrpraxis eines 70-Jährigen.
Höhere erlaubte Geschwindigkeiten bedeuten gleichzeitig einen höheren Geschwindigkeitsunterschied auf mehrspurigen Straßen. Denn nicht jeder wird die maximal erlaubte Geschwindigkeit auch tatsächlich fahren.
Bereits jetzt regen sich manche Fahrzeuglenker darüber auf, dass viele Fahrer von Elektroautos aus Effizienzgründen auf Autobahnen “nur“ 100 km/h fahren.
Geht man von einer maximal erlaubten Geschwindigkeit von 160 km/h auf Autobahnen aus und bedenkt, dass die vorgeschriebene Mindestgeschwindigkeit nur 60 km/h beträgt, schießen Fahrzeuge mit 100 km/h an anderen Fahrzeugen vorbei. Die Differenz zu den aktuell erlaubten 30 km/h erscheint gering, aber 30 km/h bedeutet, dass man in einer einzigen Sekunde mehr als 8 Meter zurücklegt!

Auf Freilandstraßen würde die Unfallgefahr bei höheren Geschwindigkeiten drastisch ansteigen. Hier muss nämlich mit querenden Verkehrsteilnehmern, Wildwechsel und so manchem mehr gerechnet werden. Insbesondere in Verbindung mit älteren oder behinderten Verkehrsteilnehmern, aber auch langsameren Fahrzeugen wie Mopeds und Traktoren, käme es häufiger zu gefährlichen Situationen.
Nicht zuletzt steigt mit höherem Fahrtempo auch der Treibstoffverbrauch und damit die Umweltbelastung. Die Zeitersparnis ist jedoch relativ gering.
Nehmen wir eine Wegstrecke von 100 Kilometern an und gehen wir weiter davon aus, dass die Strecke ausschließlich in der höchsten erlaubten Geschwindigkeit zurückgelegt wird, beträgt die theoretisch mögliche Zeitersparnis lediglich 8 – 9 Minuten.
Weiter wie bisher
Was spricht eigentlich dagegen, die Tempolimits so zu belassen wie sie sind?
Die Erfahrung zeigt, dass die aktuell gültigen Limits von den meisten Fahrern eingehalten und akzeptiert werden. Es gibt auch gar keine Notwendigkeit, die Limits zu verändern. Für ein paar Minuten Zeitersparnis mehr Verkehrstote und eine höhere Umweltbelastung zu riskieren wäre absolut unlogisch. Staus und Baustellen lassen nebenbei bemerkt häufig sowieso keine höheren Geschwindigkeiten zu.